Dunkel Hell

Kernaussagen

  • Krümmungen des Rückens (zum Beispiel ein gewölbter oder flacher Rücken) sind keine Ursache für Rückenschmerzen
  • Es gibt keine richtige oder falsche Haltung, sondern verschiedene Alternativen
  • Jede Person muss die Position finden, die für sie am besten geeignet ist (sogar eine krumme Haltung kann von Vorteil sein).
  • Es gibt einen immer noch weit verbreiteten Volksglauben, der besagt, dass es richtige und falsche Haltungen gibt. Wer hat als Kind noch nie gehört: „Steh aufrecht, sonst bekommst du später Rückenschmerzen!“. Es kommt uns vielleicht in den Sinn, wenn wir Rückenschmerzen haben. Was ist es wirklich?$

Erstens hat jeder Mensch seine eigene Morphologie mit mehr oder weniger ausgeprägten Kurven im Rücken. Mehrere Studien haben diesbezüglich gezeigt, dass die Krümmungen der Wirbelsäule keinen Einfluss auf das Auftreten von Rückenschmerzen haben (1). Das bedeutet, dass die Tatsache, dass man von Natur aus einen eher „runden“ oder im Gegenteil „hohlen“ Rücken hat, keinen direkten Einfluss auf Rückenschmerzen hat.

Die mehr oder weniger ausgeprägten natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule haben keinen Einfluss auf das Auftreten von Schmerzen im unteren Rückenbereich.

Auch die Art und Weise, wie wir sitzen oder stehen, wird oft als mögliche Ursache für Rückenschmerzen beschrieben. Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Rückenschmerzen besteht (2, 3). Daher gibt es nicht EINE schlechte Haltung, die für Rückenschmerzen verantwortlich gemacht werden könnte, oder nur EINE gute Haltung, die man einnehmen kann. Aufrechtes Stehen schützt beispielsweise nicht vor Schmerzen. Dies kann sogar Verspannungen in der Rückenmuskulatur begünstigen und zu einer Verstärkung der Schmerzen beitragen. Scheuen Sie sich daher nicht, sich im Sitzen zu entspannen!

Während einer Episode von Rückenschmerzen können einige Positionen schmerzhafter sein als andere. Daher kann sich eine Haltungsänderung positiv auf die Symptome auswirken (4, 5). Manche Menschen spüren durch eine aufrechtere Haltung eine Erleichterung, andere durch eine entspanntere Haltung. Es besteht kein Risiko, verschiedene Körperhaltungen auszuprobieren, um herauszufinden, welche für Sie am bequemsten ist.

Längere Sitzposition

Studien haben gezeigt, dass es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen langem Sitzen und Rückenschmerzen gibt (2). Das heisst, auch wer lange am Arbeitsplatz sitzt, muss nicht zwangsläufig Rückenschmerzen haben. Allerdings empfiehlt es sich, tagsüber regelmässig aufzustehen, die Positionen zu variieren und körperliche Aktivitäten auszuüben.

Mittlerweile hat man erkannt, dass der Rücken Bewegung braucht (6). Regelmässig und abwechslungsreich durchgeführt, erleichtern sie die Muskelentspannung und verhindern so das Gefühl der Steifheit (7). Darüber hinaus profitieren die verschiedenen Strukturen, aus denen der Rücken besteht, insbesondere die Bandscheiben, von einer besseren Gefässversorgung. Bandscheiben sind wie eingetauchte Schwämme im Wasser: Wenn man sie zusammendrückt, kommt die Flüssigkeit heraus, und wenn man sie loslässt, nehmen sie wieder ihre ursprüngliche Form an und die Flüssigkeit, die dann mit Nährstoffen beladen ist, strömt hinein. Die Bewegungen, die den Rücken fordern, ermöglichen daher dieses Pumpphänomen und ermöglichen eine ausreichende Ernährung dieser Strukturen (8).

Bibliographie

  1. Christensen, S.T., & Hartvigsen, J. (2008). Spinal curves and health : a systematic critical review of the epidemiological literature dealing with associations between sagittal spinal curves and health. Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics, 31(9), 690-714. doi: 10.1016/j.jmpt.2008.10.004
  2. Roffey, D.M., Wai, E.K., Bishop, P., Kwon, B.K., & Dagenais, S. (2010). Causal assessment of awkward occupational postures and low back pain : results of a systematic review. The Spine Journal : Official Journal of the North American Spine Society, 10(1), 89–99. doi:10.1016/j.spinee.2009.09.003
  3. Kwon, B.K., Roffey, D.M., Bishop, P.B., Dagenais, S., & Wai, E.K. (2011). Systematic review: occupational physical activity and low back pain. Occupational Medicine, 61(8), 541–548. doi:10.1093/occmed/kqr092
  4. O’Sullivan, K., Dankaerts, W., O’Sullivan, L., & O’Sullivan, P.B. (2015). Cognitive Functional Therapy for Disabling Nonspecific Chronic Low Back Pain : Multiple Case-Cohort Study. Physical Therapy, 95(11), 1478-1488. doi: 10.2522/ptj.20140406
  5. Vibe Fersum, K., O’Sullivan, P., Skouen, J.S., Smith, A., & Kvåle, A. (2013). Efficacy of classification- based cognitive functional therapy in patients with non-specific chronic low back pain : a randomized controlled trial. European Journal of Pain, 17(6), 916-928. doi:10.1002/j.1532- 2149.2012.00252.x
  6. Booth, F.W., Roberts, C.K., Thyfault, J.P., Ruegsegger, G.N., & Toedebusch, R.G. (2017). Role of inactivity in chronic diseases: evolutionary insight and pathophysiological mechanisms. Physiological Reviews, 97(4), 1351-1402. doi:10.1152/physrev.00019.2016
  7. Groclaude, M., & Ziltener, J.L. (2010). Les bienfaits de l’activité physique (et/ou les méfaits de la sédentarité). Revue médicale Suisse, 6, 1495-1498. Repéré à https://www.revmed.ch/
  8. Mulholland, R. C. (2008). The myth of lumbar instability : the importance of abnormal loading as a cause of low back pain. European Spine Journal, 17(5), 619-625. doi : 10.1007/s00586-008-0612-2