Dunkel Hell

Welche Wirkungen und Ziele haben manuelle Techniken, die Therapeuten anwenden?

Kernaussagen

  • Der mit der Manipulation durch den Therapeuten verbundene positive Effekt entsteht nicht durch die Wiederherstellung eines Wirbels, sondern durch eine vorübergehende Muskelentspannung und Stimulation des Nervensystems, die den Schmerz lindert.
  • Knirschen ist nicht nötig, um einen positiven Effekt zu erzielen.
  • Manuelle Techniken können dazu beitragen, die Symptome schneller zu lindern, sodass Sie sich leichter bewegen können, sind jedoch keine langfristige Lösung.

Wie wir im Kapitel „Dein Rücken ist stark“ gesehen haben, wird bei Rückenschmerzen nichts bewegt und die manuellen Techniken, die ein Therapeut an den Wirbeln anwendet (Wirbelsäulenmanipulation), zielen nicht darauf ab, etwas wieder an seinen Platz zu bringen. Das bei dieser Technik zu hörende Knistern hängt mit der Bildung von Luftblasen im Gelenk zusammen. Die nachgewiesenen kurzfristigen Vorteile der Wirbelsäulenmanipulation bei Rückenschmerzen können daher nicht durch eine Neuausrichtung der Wirbel erklärt werden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die positiven Effekte hauptsächlich mit einer Verringerung des Muskeltonus, von Entzündungen und Schmerzen (durch Stimulierung bestimmter Rezeptoren und des Nervensystems) verbunden sind (1). Es handelt sich also nicht um eine Rückstellung des Wirbels (2), sondern um eine vorübergehende Muskelentspannung und schmerzlindernde Stimulation des Nervensystems (3). Darüber hinaus hängt das Vorhandensein oder Fehlen des Knackes während der Wirbelsäulenmanipulation nicht mit der positiven Wirkung dieses Knacken zusammen (4).

Die wichtigste empfohlene Behandlung ist in erster Linie eine aktive Behandlung.

Letztendlich kann der Rückgriff auf „passive“ Therapien wie Manipulationen, Mobilisierungen ohne Knacken, Massagen oder auch Akupunktur kurzfristig sehr effektiv sein. Vor allem reduzieren sie vorübergehend Muskelverspannungen und Schmerzen, sodass Sie sich leichter bewegen können. Sie werden als wirksame kurzfristige Option empfohlen, jedoch nicht als Langzeitbehandlung (5). In einer Situation mit starken Schmerzen können sie helfen, die Symptome schneller zu lindern. Sie sind jedoch nicht zwingend erforderlich, da die meisten Schmerzen nach einigen Tagen oder Wochen von selbst verschwinden. Bei länger anhaltenden Schmerzen können diese Behandlungen akute Schmerzen lindern, müssen jedoch für eine nachhaltige Wirkung durch Übungen und eine schrittweise Rückkehr zur körperlichen Aktivität ergänzt werden. Passive elektrische Therapien wie Ultraschall und transkutane elektrische Nervenstimulation werden bei Schmerzen im unteren Rückenbereich nicht empfohlen (5). Wie wir bereits besprochen haben, ist die empfohlene Hauptbehandlung daher vor allem eine Unterstützung mit aktiven Übungen, gegebenenfalls ergänzt durch einige Sitzungen passiver Therapie.

Bibliographie:

  1. Bialosky, J. E., Bishop, M. D., Price, D. D., Robinson, M. E., & George, S. Z. (2009). The mechanisms of manual therapy in the treatment of musculoskeletal pain: a comprehensive model. Manual therapy, 14(5), 531‑538. doi :10.1016/j.math.2008.09.001
  2. Saubade, M. (2017). « Mes articulations craquent, c’est grave docteur ? » Les bruits articulaires en question. Revue médicale suisse, 13(569), 1334-1338. Repéré à https://www.revmed.ch/
  3. National Guideline Centre. (2016). Low back pain and sciatica in over 16s : assessment and management, Assesment and non-invasive treatments. National Institute for Health and Care Excellence : Clinical Guidelines, 59. ISBN 978-1-4731-2188-1
  4. Bialosky, J. E., Bishop, M. D., Robinson, M. E., & George, S. Z. (2010). The Relationship of the Audible Pop to Hypoalgesia Associated With High-Velocity, Low-Amplitude Thrust Manipulation: A Secondary Analysis of an Experimental Study in Pain-Free Participants. Journal of manipulative and physiological therapeutics, 33(2), 117‑24. doi :10.1016/j.jmpt.2009.12.008
  5. Foster, N. E., Anema, J. R., Cherkin, D., Chou, R., Cohen, S. P., Gross, D. P., … Lancet Low Back Pain Series Working Group. (2018). Prevention and treatment of low back pain: evidence, challenges, and promising directions. Lancet (London, England), 391(10137), 2368‑2383. doi:10.1016/S0140-6736(18)30489-6